HIV in Südafrika

Khumbulani (bedeutet „Erinnert Euch“) ist eine NGO, die seit 12 Jahren einen Kindergarten und ein Betreuungsangebot für Kinder nach der Schule in Khayelitsha betreibt. Die Hilfe konzentriert sich dabei auf mittellose Kinder und Familien, die von HIV, AIDS, Drogenmissbrauch, Hunger und Tuberkulose betroffen sind. Hier verbringe ich nun schon seit Wochen einen Teil meiner Zeit hier in Südafrika und das bringt mich ganz nah ran an das Thema HIV. 2018 waren 260.000 Kinder im Alter von 0-17 Jahren mit HIV infiziert, davon waren nur 63% behandelt. Mehr als 1,2 Millionen Kinder sind durch HIV/ AIDS zu Waisen geworden.

HIV in Südafrika

Wie sieht es aus und was hat sich getan?

Südafrika leidet an der größten HIV-Epidemie weltweit mit 7,9 Millionen HIV-Infizierten. Die Zahl der jährlichen Neuinfektionen liegt bei ca 230000. Jährlich sterben etwa 100.000 Menschen an den Folgen von HIV bzw. Aids -meist an Tuberkulose. 38% der Neuinfektionen fanden 2017 im Alter zwischen 15 und 24 Jahren statt. Dabei infizierten sich 66.000 junge Frauen und 22.000 junge Männer. Auch die Prävalenz (bestehende Infektionsrate) ist bei jungen Frauen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren mit 15,8 % etwa dreimal so hoch, wie bei den Männern im gleichen Alter.

Woran liegt es, dass die Zahl der Erkrankten bei Frauen soviel höher ist?

Dies steht wohl im Zusammenhang mit einem niedrigerem sozialem Status von Frauen, mehr Armut unter Frauen und auch Gewalt gegen Frauen. Südafrika hat hohe Vergewaltigungszahlen. Weiterhin spielen Beziehungen von jungen Frauen zu älteren Männern eine Rolle, eine Gruppe, die eine hohe HIV Prävalenz aufweist. Seit 2016 gibt es eine nationale Kampagne mit dem Namen „She Conquers“, mit der versucht wird, besonders die jungen Frauen länger in der Schule zu halten, Teenagerschwangerschaften und Gewalt gegen Frauen zu reduzieren.

Die HIV Prävalenz steigt mit dem Alter an. Fast ein Drittel der Schwangeren sind HIV positiv. Dieser Wert ist seit 2005 nahezu unverändert. Der Anteil der antiviral behandelten infizierten Schwangeren stieg von 65% im Jahr 2010 auf 87% 2017. Dadurch konnte die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind auf unter 1% gesenkt werden. Dies führte dazu, dass auch die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter 5 Jahren sank. Trotzdem ist Südafrika noch entfernt von dem 90-90-90-Ziel der UNAIDS für das Jahr 2020. Dieses Ziel beinhaltet, dass 90 % von allen HIV Infizierten ihren HIV Status kennen sollen, weiterhin sollen 90% der Diagnostizierten antivirale Behandlung bekommen und bei 90% der Behandelten soll der Virus supprimiert sein. Immerhin das erste Ziel wurde erreicht. Ca 90% der Infizierten kennen ihren HIV-Status

2017 war bei nur 32% der HIV positiven jungen Frauen der Virus supprimiert und bei nur 38% der HIV positiven Kinder unter 15 Jahren. Die vollständige Unterdrückung des Virus erfordert eine regelmäßige und lückenlose Einnahme der Medikamente.

South African Child Gauge 2019

Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich von 56 Jahren 2010 auf 63 Jahren 2018 erhöht. Seit 2004 werden die antiviralen Medikamente (ART) vom Staat bezahlt. Jährlich gibt der südafrikanische Staat ca. 1,54 Mrd. US Dollar für die HIV-Programme aus.

Leider wurde zu Beginn der Epidemie, in den 80er Jahren, ein konsequentes Vorgehen zur Eindämmung der Verbreitung von HIV verschlafen. Die Apartheitsregierung und auch die erste demokratische Regierung nach 1994 unter Nelson Mandela hat keine effektiven Vorkehrungsmaßnahmen getroffen. Der zweite Staatspräsident Thabo Mbeki und seine Gesundheitsministerin leugneten den Zusammenhang zwischen HIV und AIDS und weigerten sich bis 2002 antiretrovirale Medikamente über den öffentlichen Gesundheitssektor zugänglich zu machen, sowie internationale Hilfsgelder dafür an zu nehmen. Es gab keine von der Regierung geförderten Präventions-und Aufklärungs-maßnahmen. Dies führte dazu, dass sich in dieser Zeit, von 2000 bis 2005, 35.000 Neugeborene bei ihren Müttern ansteckten, 330.000 Menschen an den Folgen von AIDS starben und 550.000 Menschen sich jährlich neu infizierten. Millionen Kinder wurden zu Waisen, das fragile Gesundheitssystem war mit dem Patientenaufkommen überfordert. Während 1990 0,73 % der Bevölkerung mit HIV infiziert war, waren es 2005 4,7 Millionen und damit 10% der Bevölkerung.

Nach erheblichen Druck von zivilen Organisationen und Medien und nach einer Klage gegen die südafrikanische Regierung beim Verfassungsgericht wurden, ab 2002 bei besonders schweren Verläufen ,antivirale Medikamente kostenlos an Patienten vergeben. Nach dem Rücktritt des Präsidenten Mbekis gibt es seit 2009 deutliche Fortschritte in der Bekämpfung von HIV und AIDS. Heute verfügt Südafrika über das weltweit größte Behandlungsprogramm mit ART’s, welches vorsieht, dass alle HIV-Infizierten sofort nach positiven Testergebnis eine Therapie erhalten.