Khayelitsha

Wohnen in Khayelitsha

Die überwiegende Mehrheit der Kapstädter lebt in Townships.

Khayelitsha ist der zweitgrößte Township nach Soweto in Südafrika. Hier leben schätzungsweise 2 Millionen Menschen und es werden täglich, durch Immigration aus dem In-und Ausland, mehr. Townships wurden während der Apartheid als Wohnsiedlungen für schwarze und farbige Südafrikaner abgegrenzt. Auch heute sind 98% der Bevölkerung schwarz. Wie im ältesten Township Langa (1927 gegründet), bestanden die ersten Townships aus Wohnheimen. Hier waren ca. 16 Männer in ca 30m2 großen Reihenhausunterkünften untergebracht. Diese Unterkünfte waren für Arbeitsmigranten und nur notdürftig errichtet und überfüllt. Nach der Abschaffung der Passgesetzte, denen zufolge Niemand, ohne Job, außerhalb der Homelands die Homelands verlassen durfte, holten die Männer ihre Familien zu sich. Die Einwohnerzahl der ursprünglichen Townships stieg springhaft an und es wurden neue Townships wie Khayelitsha gegründet.

Straßenzug in Khayelitsha mit Geschäften

informelle Siedlung in Khayelitsha ohne Wasseranschluss mit „Dixietoiletten“
Näherei in informeller Siedlung
Bed and Breakfastunterkunft in Khayelitsha

Üblicherweise verknüpft man mit Townships einfache Hütten. In solchen Hütten aus Wellblech, Holz und Papier leben etwa 20% der Township Einwohner in sogenannten „informellen Siedlungen“. In den informellen Siedlungen gibt es keine städtische Infrastruktur, keine angelegten Stra8en, keine Kanalisation, kein fließendes Wasser, keine Toiletten in den Behausungen. Seit dem Ende der Apartheid 1994 ist die Regierung bemüht durch verschiedene Entwicklungsprogramme richtige Häuser in den Townships zu bauen. Das RDP (Reconstruction and Development Programme) stellt ehemaligen Barackenbewohnern sehr einfache kostenlose Häuser zur Verfügung. Diese sind ca 28 m2 groß und bestehen aus 4 Betonwänden mit Wellblechdach. Sie sind nicht isoliert und haben auch kein fließend Heißwasser. Die Häuser des BNG- Programms (Breaking New Ground) sind etwas größer, haben 2 Schlafzimmer, Badezimmer mit Toilette, Dusche und Waschbecken und ein kombiniertes Wohn- und Schlafzimmer. Für diese Häuser gibt es lange Wartelisten und Voraussetzung für die Bewerbung ist ein maximales monatliches Haushaltseinkommen von 3.500 R. Die Kosten eines solchen Hauses belaufen sich auf etwa 20.000 R. Daneben gibt es auch staatliche Unterstützungen bei Mietkosten oder Baufinanzierungen für Geringverdiener. 2018 erhielten 13,6% der südafrikanischen Haushalte staatliche Unterstützung fürs Wohnen.

Straßenzug mit Steinhäusern
Infrastruktur für neuen sozialen Häuserbau

Kinder in Südafrika

Seit 4 Wochen arbeite ich nun schon in einem Kindergarten im größten Township in Kapstadt. Anfänglich war ich aufgrund der vielen negativen Medienberichte über die viele Gewalt in Khayelitsha ängstlich. Ich hatte die ersten Male ein mulmiges Gefühl allein im Auto, in einem Gebiet in dem man sonst keine „Weißen“ trifft. Jetzt überwiegt die Freude! Wenn ich dort ankomme werde ich immer freundlich vom Pförtner Sisi begrüßt und ich bekomme so viel Herzlichkeit von den Kindern. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Jetzt möchte ich etwas über die Situation der Kinder in Südafrika schreiben.

Khumbulani Kindergarten in Khayelitsha

In Südafrika leben 19,7 Millionen Kinder (Einwohner unter 18 Jahre). 50% der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Obwohl die Kinderarmut in den letzten Jahren durch die Einführung und den Ausbau des Child Support Grant ( eine Art Kindergeld in Höhe von 430R pro Monat und Kind) gesunken ist, leben fast immer noch 60% der Kinder unterhalb der Armutsgrenze ( Haushalt mit weniger als 1.183 R pro Kopf Einkommen). 12 Millionen Kinder beziehen den CSG.

2017 hatten 30% der Kinder kein fließendes Wasser zu Hause und 20% hatten keinen Zugang zu Sanitäranlagen. 10% der Kinder leben in Haushalten ohne Strom.

Diese und nachfolgende Tabellen sind aus South African Child Gauge 2019  http://www.ci.uct.ac.za/sites/default/files/image_tool/images/367/Child_Gauge/South_African_Child_Gauge_2019/CG2019%20-%20%281%29%20Prioritising%20child%20and%20adolescent%20health.pdf                                                                  

ECD : Early Child Development-Programm

Nur ein Drittel der Kinder leben mit beiden Elternteilen zusammen, 43% leben nur mit der Mutter und 20% der Kinder leben ohne die leiblichen Eltern bei der Großmutter oder anderen Verwandten. Am schwersten von der Armut betroffen sind „schwarze“ Familien mit schlechter Ausbildung, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind und viele Kinder haben und die häufig von Frauen allein versorgt werden.

Die Armut führt dazu, dass diese Kinder häufiger und schwerer Krank sind, sie schlechter ernährt sind, sie einen schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung haben, häufig in ihrer kognitiven Entwicklung beeinträchtigt sind und schlechter ausgebildet werden. Das Alles mündet in einem hohen Risiko für Arbeitslosigkeit und verringert die Chancen der nächsten Generation aus der Armut aus zu steigen.                                                                             

Der Abstand zwischen arm und reich hat nach dem Ende der Apartheid 1994 noch weiter zugenommen. Laut Weltbank-Report von 2018 ist Südafrika das Land mit der größten Ungleichheit weltweit. Das sieht man nicht nur im Straßenbild in Kapstadt, wo teure Autos direkt neben schlafenden Obdachlosen parken und Hungernde Restaurantbesucher nach den Resten von der Pizza fragen, sondern das macht sich stark in den Lebensumständen bemerkbar.

Beim nächsten Mal möchte ich etwas über das Gesundheitssystem und HIV schreiben, also bis bald..