Seit 4 Wochen arbeite ich nun schon in einem Kindergarten im größten Township in Kapstadt. Anfänglich war ich aufgrund der vielen negativen Medienberichte über die viele Gewalt in Khayelitsha ängstlich. Ich hatte die ersten Male ein mulmiges Gefühl allein im Auto, in einem Gebiet in dem man sonst keine „Weißen“ trifft. Jetzt überwiegt die Freude! Wenn ich dort ankomme werde ich immer freundlich vom Pförtner Sisi begrüßt und ich bekomme so viel Herzlichkeit von den Kindern. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Jetzt möchte ich etwas über die Situation der Kinder in Südafrika schreiben.

In Südafrika leben 19,7 Millionen Kinder (Einwohner unter 18 Jahre). 50% der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Obwohl die Kinderarmut in den letzten Jahren durch die Einführung und den Ausbau des Child Support Grant ( eine Art Kindergeld in Höhe von 430R pro Monat und Kind) gesunken ist, leben fast immer noch 60% der Kinder unterhalb der Armutsgrenze ( Haushalt mit weniger als 1.183 R pro Kopf Einkommen). 12 Millionen Kinder beziehen den CSG.
2017 hatten 30% der Kinder kein fließendes Wasser zu Hause und 20% hatten keinen Zugang zu Sanitäranlagen. 10% der Kinder leben in Haushalten ohne Strom.
Diese und nachfolgende Tabellen sind aus South African Child Gauge 2019 http://www.ci.uct.ac.za/sites/default/files/image_tool/images/367/Child_Gauge/South_African_Child_Gauge_2019/CG2019%20-%20%281%29%20Prioritising%20child%20and%20adolescent%20health.pdf

Nur ein Drittel der Kinder leben mit beiden Elternteilen zusammen, 43% leben nur mit der Mutter und 20% der Kinder leben ohne die leiblichen Eltern bei der Großmutter oder anderen Verwandten. Am schwersten von der Armut betroffen sind „schwarze“ Familien mit schlechter Ausbildung, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind und viele Kinder haben und die häufig von Frauen allein versorgt werden.
Die Armut führt dazu, dass diese Kinder häufiger und schwerer Krank sind, sie schlechter ernährt sind, sie einen schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung haben, häufig in ihrer kognitiven Entwicklung beeinträchtigt sind und schlechter ausgebildet werden. Das Alles mündet in einem hohen Risiko für Arbeitslosigkeit und verringert die Chancen der nächsten Generation aus der Armut aus zu steigen.
Der Abstand zwischen arm und reich hat nach dem Ende der Apartheid 1994 noch weiter zugenommen. Laut Weltbank-Report von 2018 ist Südafrika das Land mit der größten Ungleichheit weltweit. Das sieht man nicht nur im Straßenbild in Kapstadt, wo teure Autos direkt neben schlafenden Obdachlosen parken und Hungernde Restaurantbesucher nach den Resten von der Pizza fragen, sondern das macht sich stark in den Lebensumständen bemerkbar.

Beim nächsten Mal möchte ich etwas über das Gesundheitssystem und HIV schreiben, also bis bald..
